Cover von Johannes Floehrs "Buch 2"

Buch 2

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Gesammelte Texte von Johannes Floehr

„Buch 2“ ist gar nicht das zweite Buch des Uerdinger/Hamburger Autors und Witzeerzählers Johannes Floehr, sondern sein viertes, aber wie er seine Bücher nennt, muss er selbst wissen, und das schreibt er auch gerne in Veranstaltungsankündigungen hinein.

Nachdem er in „abendkasse – eure schlimmsten bühnenstorys“ gemeinsam mit Comiczeichner André Lux Anekdoten aus dem Leben professioneller Bühnenbespieler:innen zum Besten gab, knüpft er mit „Buch 2“ an „Buch“ (2018) und „Dialoge“ (2019) an und versammelt unter den Rubriken „Kurzes“, „Dialoge“, „Längeres“ und „Kleines“ Prosa und Gedichte.

Moderator und Ulknudel Klaas Heufer-Umlauf sagt: „Johannes‘ Bücher machen garantiert nicht schlauer, sind dafür aber sehr lustig.“ Das gilt natürlich auch für „Buch 2“, aber als professioneller Bücherwurm habe ich auch noch andere Eigenschaften ausfindig gemacht. „Buch 2“ ist nicht nur lustig, sondern auch poetisch, prophetisch, politisch und traurig-schön.

In klassischer Literaturwissenschafts-Manier belege ich das nun anhand des Texts. Poetisch ist zum Beispiel die Kurzgeschichte „Der Busfahrer“, in dem sich eine Frau nach einem Lottogewinn den Wunsch erfüllt, einen Bus zu kaufen und zu fahren. Laut der Klammer am Ende ist die Erzählung durch den Einstieg in einen falschen Bus inspiriert. Für die Figur mit ihren kleinen Träumen und ihrer großen Gewissenhaftigkeit scheint aber alles genau richtig zu laufen.

Prophetisch ist einer der Texte, dessen Namen hier nicht genannt werden darf, da ich sonst zu viel verraten würde über eine unserer Veranstaltungen im nächsten Jahr. Wer aber das Buch liest und unser Programm verfolgt, weiß spätestens Ende Januar, wovon ich rede.

Traurig-schön ist der Dialog „Im Kaufhof“, in der die Im-Internet-gibt’s‑das-billiger-Mentalität anhand einer so ephemeren wie wunderbaren Angelegenheit wie Umarmungen ad absurdum geführt wird. Und politisch? Das ist „Buch 2“ vor allem durch seine klare Haltung: Der Islam gehört zu Deutschland und Gendern im Text ist selbstverständlich. Ende der Beweisführung. 

(MJ)

Johannes Floehr: Buch 2. Lektora, Paderborn, 2022.

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