Cover von Elke Schmitters "Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Roman"

Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Buch

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Roman von Elke Schmitter

Elke Schmitter begibt sich in ihrem Einbildungsroman „Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Buch“ auf die Spuren der Geheimnisse und Illusionen der Liebe.

Wir wollten wissen, wie die Perspektive eines jüngeren Menschen auf dieses viel gelobte Buch der 1961 in Krefeld geborenen Schriftstellerin über die Liebe aussieht und haben unsere aktuelle Praktikantin, die Lehramtsstudentin Ahsen Akgöz, um eine Rezension gebeten. Hier ist sie:

Helena und Levin sind Verliebte, die sich innerhalb kürzester Zeit in einem leidenschaftlichen Dopaminrausch verlieren. Ihre Liebesbeziehung scheint nahezu perfekt, doch beide sind geblendet durch das Idealbild, das sie sich vom anderen geschaffen haben. Aber nach und nach distanziert sich Levin immer mehr von Helena, während sie von ihrer Sehnsucht nach ihm nicht ablassen kann, bis sie von diesem Konflikt erschöpft und aus Vernunftgründen die Beziehung beendet. Damit aber beginnen die Wirren des Liebeskummers.

„Sehnsucht nach allem, was niemals war“

Besonders gut gelungen ist Schmitters ironische Darstellung von Helenas Liebeskummer. Zum Beispiel, wie sie sich bei ihren Widersprüchen ertappt: So schwört sie sich, Levin nicht mehr zu schreiben - und tut es drei Stunden später doch. Oder sie schwört sich, keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden - und beginnt kurze Zeit später doch, ihn überall zu sehen, selbst dort, wo sie mit ihm nie war. Auf diese Weise durchläuft man als Leser jede Facette ihres Liebeskummers und fiebert dabei mit, wie sie sich von ihren ständigen Gedanken an ihn löst und wieder zu sich selbst findet. 

Ein Einbildungsroman 

Als Gattungsbezeichnung trägt Schmitters Werk wortspielerisch den Untertitel Einbildungsroman.  Sehr passend, denn so wie die Autorin die Liebe in all ihren Höhen und Tiefen darstellt, verwischen die Grenzen zwischen Illusion und Realität. Dabei verknüpft sie Helenas Erfahrungen in der Liebe geschickt mit den Gedanken früherer Autoren, Psychologen und Philosophen. Im ersten Teil des Buches bezieht sie sich etwa auf Sigmund Freud und Niklas Luhmann, um die psychologischen Mechanismen ihrer anfänglichen Verliebtheit zu erleuchten. Im zweiten Teil wird Helenas Liebeskummer von den Briefen der französischen Schriftstellerin Julie de Lespinasse begleitet, die sich schon im 18. Jahrhundert ebenfalls mit ihren unerfüllten Sehnsüchten in der Liebe auseinandersetzte und vergeblich Antworten auf ihre Fragen suchte. Hier zeigt sich, dass die Liebe trotz einer jahrhundertelangen, permanenten Erforschung und Reflexion - damals wie heute - ein unverstandenes Mysterium ist. Damit abfinden kann man sich aber nicht und so bleibt das Thema der Liebe zeitlos.

Für alle, die tiefer über die Liebe nachdenken möchten, ist „Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Buch“ genau die richtige Lektüre. Denn das Buch ist viel mehr als eine einfache Liebesgeschichte. Der Niederrheinischen Literaturpreisträgerin Elke Schmitter ist eine facettenreiche und feinfühlige Darstellung der Liebe gelungen, die einen über die eigenen Erfahrungen hinaus zum Nachdenken und Schmunzeln einlädt.

(AA)

Elke Schmitter: Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Buch. C. H. Beck, München 2024.

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