Roman von Markus Orths
„Und? Wie is et?“, fragt sie.
„Mhm“, sage ich. „Und bei euch?“
„Mhm.“
„Alles beim Alten?“
„Mhm.“
„Wie schön.“
Hanns-Dieter Hüsch hätte seine wahre Freude am neuen Roman des in Viersen geborenen Niederrheinischen Literaturpreisträgers Markus Orths gehabt. Das im handlichen Pocketformat bei DTV veröffentlichte Buch erzählt vom 40-jährigen Benno, der in seine niederrheinische Heimat zurückkehrt, um seine Eltern in Niederkrüchten zu besuchen.
Dialoge mit seiner Mutter wie der oben zitierte sind bei weitem nicht das einzig Skurrile in dieser Geschichte, denn Mutters beste Freundin Klärchen aus dem Nachbarreihenhaus (nach dem Auszug der Kinder mittlerweile durch eine inhäusige Tür miteinander verbunden) sehnt sich so sehr nach der ebenfalls in der großen Stadt wohnenden Tochter Sibille, dass sie dieser kurzerhand mitteilt, die 99-jährige Tante Erna sei gestorben und nun müsse sie zur Beerdigung anreisen. Dass das massive Turbulenzen verursacht, bedarf keiner Erläuterung.
Neben diesem unterhaltsamen Plot reisst der vielseitige Autor, der vom Kinderbuch über seinen Bestseller „Lehrerzimmer“ bis zu seinem vielgerühmten Roman über Max Ernst eine erstaunliche Bandbreite abzudecken weiß, schwerwiegende Themen an, so das allmähliche Aus-der Zeit-Fallen der Eltern oder die Probleme, die aus der räumlichen, aber oft auch sozialen Distanz zwischen den Alten und Jungen entstehen. Und dann ist da ja auch noch die Sandkastenliebe Sibille, mit der Benno ein jugendliches Gelübde verbindet.
Es ist eine schöne und warmherzige Komödie, die Markus Orths hier erzählt. Bei ihr allein wird es nicht bleiben. Angekündigt ist nämlich, dass „Tante Ernas letzter Tanz“ den Auftakt zu einer Reihe bildet, die auch weiterhin am Niederrhein spielen wird.
Übrigens gibt es das Ganze auch als Hörbuch, gelesen vom großartigen Bjarne Mädel.
(th)
Markus Orths: Ewig währt am längsten. Tante Ernas letzter Tanz. DTV, München, 2022.
Hörbuch: Der Audio Verlag, Länge: 2 Stunden 38 Minuten.