Eine Landkarte voller literarischer Texte und Kurzbiografien bietet die Webseite des landesgeförderten Netzwerks „Literatur Rheinland“, und auch die Stadt Krefeld ist darauf gut vertreten. Hier sind inzwischen Kurzgeschichten, literarische Erinnerungen und Gedichte von elf hiesigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie sechs Kurzportraits verstorbener Autorinnen und Autoren der Stadt zu finden.
Neu veröffentlicht wurden soeben Beiträge zu den Schriftstellern Ingo Arendt (1955 – 1993), Anja Lundholm (1918 – 2007) und Joachim Rochow (1938 – 1966). Neben einem biografischen Abriss sind hier auch kurze Textausschnitte bzw. Gedichte zu finden, die zudem von Schauspielern eigens als Hördatei eingesprochen wurden.
Das bewegte Leben der Niederrheinischen Literaturpreisträgerin Anja Lundholm wurde von Nina Höhne, Mitarbeiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle, aufgezeichnet. Lundholm wuchs in Krefeld als Kind einer jüdischen Mutter und eines Vaters auf, der zum glühenden Nazi wurde. Dieser Vater trieb die Mutter in den Selbstmord und verriet seine eigene Tochter, sodass sie in ein KZ verschleppt wurde. Auf einem „Todesmarsch“ im April 1945 konnte sie fliehen. Jahre später verarbeitete sie ihre Lebensgeschichte in mehreren Romanen, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde.
Dem Leben und Werk des Lyrikers und Erzählers Ingo Arendt widmete sich Klaus M. Schmidt in seinem Beitrag. Arendt war Mitglied der in den achtziger und neunziger Jahren sehr bekannten Literaturwerkstatt des Verlegers Klaus Ulrich Düsselberg. Seine Texte schockierten und faszinierten wegen ihrer drastischen Darstellung einer „hässlichen“ Welt.
Als hochbegabten jungen Lyriker, der auf bestem Wege war, sich einen Namen in der Literaturwelt zu machen, schildert Literaturhausleiter Thomas Hoeps den 1966 mit nur 27 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Joachim Rochow. Kurz vor seinem Tod veröffentlichte die bekannte Lyrikerin Hilde Domin Gedichte von ihm in einer Anthologie, „in der ansonsten nur die Crème de la Crème der deutschen Lyrikszene versammelt war.“
In weiteren Krefelder Porträts auf der Literaturkarte werden Annemarie in der Au, Victor Otto Stomps und Rudolf Hirsch vorgestellt.
Im Bereich der Originalveröffentlichungen Krefelder Autorinnen und Autoren auf der Literaturkarte kann man mit Liesel Willems durch die Hülser Naturgärten streifen, mit Ulrich Peltzer ein legendäres Rockkonzert in der Rheinlandhalle 1973 nacherleben, mit Bernhard Hennen einen nächtlichen Spaziergang am Rheinufer antreten oder mit Thea Mengeler im kleinen Café sitzen. Weitere Krefeld-Texte haben Johannes Floehr, Elke Schmitter, Akram El-Bahay, Thomas Hoeps, Henning Heske, Wienke Treblin und Herbert Genzmer geschrieben.
Aus Krefelder Sicht lohnt es sich zudem, auf die Texte zu umliegenden niederrheinischen Städten zu achten. Denn dort stößt man auf eine ganze Reihe von Autorinnen und Autoren, die mit dem Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld ausgezeichnet wurden, ob es zum Beispiel Markus Orths, Ulla Lenze oder der zuletzt ausgezeichnete Christoph Peters ist. Und zuweilen schreibt eine hiesige Autorin wie Ulrike Renk doch nicht über Krefeld, sondern über einen Nachbarort.
Die Redaktion für die seit knapp zwei Jahren bestehende Webseite des Netzwerks „Literatur Rheinland“ liegt beim Literaturbüro NRW in Düsseldorf. Inhaltlich für die Region Niederrhein beraten wird es dabei durch den Xantener Autor und Veranstalter Michael Schumacher und das Niederrheinische Literaturhaus der Stadt Krefeld.