Literarischer Sommer 2024: Das Jubiläumsjahr
Der Literarische Sommer / Literaire Zomer bringt jedes Jahr von Juli bis September hervorragende deutsch- und niederländischsprachige Autor:innen in die Rhein-Maas-Region. 1999 von den Städten Krefeld, Mönchengladbach und Neuss gegründet, organisieren mittlerweile rund 20 Partnerstädte in Deutschland, den Niederlanden und Belgien ein Programm mit oft weit über 50 Veranstaltungen. Neben Lesungen gehören dazu Gespräche mit Übersetzer:innen und Literaturfachleuten sowie literarische Spaziergänge.
Zum 25. Jubiläum findet die feierliche Eröffnungslesung am ersten Donnerstag im Juli in Krefeld statt. An den drei weiteren Donnerstagen laden wir – die Mediothek und das Niederrheinische Literaturhaus in Kooperation – deutsche und niederländische Autor:innen ein, Ihnen aus ihren neuen Büchern vorzulesen.
Tickets können direkt auf der Seite des Literarischen Sommers gebucht werden. Dort finden Sie auch alle Förderer und weiteren Veranstalter.
Vergangene Veranstaltungen
AUSGEBUCHT: Nachtblüher
Donnerstag, 25. Juli, 20:00 bis 21:30Krefeld, 47803 Deutschland
Lesung und Gespräch mit Ananda Serné
„Nachtblüher“ ist Liebesgeschichte, Gesellschaftsroman und eine Erkundung der schlafenden Welt. Vor allem aber ein faszinierender Roman, der mit trockenem Humor, kluger Intuition und Einfallsreichtum eine junge Frau auf die Suche nach Schlaf schickt und ganz nebenbei jene Systeme filetiert, die uns in die Schlaflosigkeit treiben.
Eliza ist in Stavanger gestrandet und forscht für das Institut für Schlaflosigkeit. Als ihr Partner die Beziehung beendet, fragt sich Eliza, was sie überhaupt noch in Norwegen hält, ohne Freunde und neue Forschungsergebnisse. Sie begibt sich auf die Suche nach einem sicheren Hafen, nach einem Menschen und einem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlt. Die Reise führt sie von Norwegen nach Taiwan und Eliza stellt fest, dass Schlaflosigkeit überall ein Thema ist: Manche führen ein Schlaftagebuch, andernorts entwickelt man Straßenlaternen, die für Schlaflose das Tageslicht imitieren und manche werden sogar von Schlafwächtern von der Straße geholt und in spezielle Schlummerkliniken eingewiesen.
„Nachtblüher“ (Weissbooks Verlag) wurde aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann übersetzt.
„Ein vielversprechendes Debüt!“ Deutschlandfunk Kultur
Der Lesungsort
Wo ließe sich ein Roman, in dem es so sehr um den Schlaf geht, besser vorstellen als in einem großen Raum voller Betten. Wir danken dem Unternehmen Ron Lion Boxspringbetten herzlichst, dass sie Gefallen an unserer etwas verrückten Idee haben und ihre Krefelder Filiale für diese Lesung zur Verfügung stellen.
Ananda Serné
geboren 1988, ist eine niederländische bildende Künstlerin und Schriftstellerin. Sie verbrachte ihre Kindheit auf dem Frachtschiff ihrer Eltern auf den Wasserstraßen Europas. Sie studierte an der Isländischen Kunstakademie und lebt derzeit in Norwegen. Ihre Kurzgeschichten wurden in verschiedenen niederländischen Literaturzeitschriften veröffentlicht. „Nachtblüher“ ist ihr erster Roman.
Veranstaltet von
Niederrheinisches Literaturhaus und Mediothek Krefeld
Eintritt
Einzelkarte: 10 Euro, 5 Euro ermäßigt
Festivalkarte: 35 Euro, 20 Euro ermäßigt zzgl. 1 Euro je Veranstaltung
Ticketkauf
Foto/Fotos: © Irwan Droog
Leute von früher
Donnerstag, 18. Juli, 20:00 bis 21:30Krefeld, 47800 Deutschland
Lesung und Gespräch mit Kristin Höller
Die Insel Strand im nordfriesischen Wattenmeer: Marlene hat gerade ihr Studium beendet und fängt als Verkäuferin in einem Erlebnisdorf an, in dem alles so ist wie um 1900 – Brauchtum, Handwerk, Kleidung. Die aufwändige Inszenierung wird von zahlreichen Saisonkräften aufrechterhalten, die jenseits der »Kostümgrenze « in einfachen Baracken wohnen.
Bald lernt Marlene Janne kennen, die hier aufgewachsen ist, und fühlt sich ungewohnt stark zu ihr hingezogen. Doch nicht nur die Gefühle für sie, auch die Insel selbst scheint Marlenes Wahrnehmung zu verändern. Im Watt erinnern die Überreste der versunkenen Stadt Rungholt ständig daran, welches Unheil durch den steigenden Meeresspiegel droht.
Je näher sie und Janne sich kommen, desto deutlicher spürt Marlene, dass Janne ein Geheimnis hat, das weit in die Vergangenheit der Insel reicht. Und sie ist nicht die Einzige. Immer öfter beobachtet Marlene merkwürdige Vorfälle, bis sie schließlich einen Zusammenhang erahnt. „Leute von früher“ erzählt vom Bewahren und Verschwinden, von Abschied und Neubeginn. Von alten Legenden und moderner Lohnarbeit, vom Verliebtsein und von der Suche nach einem Platz im Leben. Humorvoll, klug und mit großer Wärme.
Der Lesungsort
Und weil es hier auf eine Insel geht, veranstalten wir diese Lesung auf einer der schönsten Krefelder Inseln überhaupt – nämlich der „Musikinsel“ Haus Sollbrüggen inmitten des Sollbrüggenparks, der Hauptstelle unserer Städtischen Musikschule. Bei gutem Wetter im pittoresken Innenhof, bei Regen im schicken Helmut-Mönkemeyer-Saal.
Kristin Höller
geboren 1996, aufgewachsen in Bonn. Sie studierte Sprach‑, Literatur-und Kulturwissenschaften in Dresden. 2016 Finalistin des 24. Open Mike, 2017 Teilnehmerin der Autorenwerkstatt Prosa des LCB. 2018 Preisträgerin des Schweizer Literaturfestivals Literaare. Bis 2019 Mitveranstalterin von OstKap, der Dresdner Lesereihe für junge Literatur. Sie schreibt Hörspiele, Theaterstücke und Romane, für die sie mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet wurde, u. a. mit dem Kranichsteiner Jugendliteraturstipendium 2019 für ihren Debütroman „Schöner als überall“. Kristin Höller ist Mitveranstalterin der queeren Lesereihe und Karaokeshow SMASH und lebt in Leipzig.
Veranstaltet von
Niederrheinisches Literaturhaus und Mediothek Krefeld
Eintritt
Einzelkarte: 10 Euro, 5 Euro ermäßigt
Festivalkarte: 35 Euro, 20 Euro ermäßigt zzgl. 1 Euro je Veranstaltung
Ticketkauf
Foto/Fotos: © Anna-Luisa Richter
Zwischen uns und morgen
Donnerstag, 11. Juli, 20:00 bis 21:30Krefeld, 47805
Lesung und Gespräch mit Peter Zantingh
Ein junger Vater reist seiner Frau hinterher, die beruflich in Süddeutschland zu tun hat. In wieder einem Sommer der Katastrophen und neuen Klima-Rekorde schaut Robin aus dem Zugfenster auf das kürzlich überschwemmte Ahrtal. Und er blickt zurück auf seine Lebensentscheidungen: Wie vertretbar ist es, ein Kind in diese Welt zu bringen, in der eine Naturkatastrophe die nächste jagt? Welches Versprechen geben Eltern ihrem Kind, indem sie ihm ein Leben schenken? An jeder Station scheint ein anderes Zukunftsszenario zu herrschen.
„Zwischen uns und morgen“ wurde für die Shortlist des berühmten niederländischen „Libris Literaturpreis“ nominiert. „Ein feinfühliger und kluger Roman über eine der großen Fragen unserer Zeit“, urteilt Andreas Moll im WDR.
Der im Diogenes Verlag erschienene Roman wurde aus dem Niederländischen von Lisa Mensing übersetzt.
Der Lesungsort
Die Hauptfigur des Romans von Peter Zantingh ist mit dem Zug unterwegs. Wer vom Veranstaltungsort, dem Innenhof der Fabrik Heeder, durch das Tor sieht, schaut auf den Krefelder Hauptbahnhof. Bei Regen findet die Veranstaltung in der Studiobühne 2 statt.
Peter Zantingh
geboren 1983 in Heerhugowaard in der niederländischen Provinz Nordholland, studierte Wirtschaft und Digitale Kommunikation und arbeitet für die Wochenendausgabe des ›NRC Handelsblad‹. Sein Romanerstling ›Een uur en achttien minuten‹ war für diverse Literaturpreise nominiert, bei Diogenes erschien 2020 sein Roman ›Nach Mattias‹. Peter Zantingh lebt mit seiner Familie in Utrecht.
Veranstaltet von
Niederrheinisches Literaturhaus und Mediothek Krefeld
Eintritt
Einzelkarte: 10 Euro, 5 Euro ermäßigt
Festivalkarte: 35 Euro, 20 Euro ermäßigt zzgl. 1 Euro je Veranstaltung
Ticketkauf
Foto/Fotos: © Yara Jimmink
Eröffnungslesung des 25. Literarischen Sommers
Donnerstag, 4. Juli, 19:30 bis 22:00Krefeld, 47798
Lesung und Gespräch mit Astrid H. Roemer (NL) und Ilija Trojanow (D)
UPDATE: Astrid Roemer musste ihre Lesung leider absagen. ABER: Theater-Schauspielerin Eva Spott liest aus Astrid Roemers Roman „Gebrochen-Weiß“. Und Ilija Trojanow kommt!
Zwei große, vielfach ausgezeichnete Autor:innen niederländischer und deutscher Zunge, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Themen einiges miteinander verbindet: etwa die unbändige Freude am Erzählen großer und kleiner Geschichten, eine weit über Europa hinausweisende Welterfahrung, die Grenzen öffnet und Fremdes vermittelt, und die Fähigkeit sich literarisch großen Fragen zu stellen. Über all das sprechen wir zum Auftakt des Jubiläumsfestivals mit Astrid H. Roemer und Ilija Trojanow, die zudem aus ihren Romanen „Gebrochen-Weiß“ und „Tausend und ein Morgen“ lesen.
Astrid H. Roemer: Gebrochen-Weiß
In einem gewaltigen Buch voller Sinnlichkeit, Schmerz und Lebensfreude entfaltet „Gebrochen-Weiß“ ein Panorama weiblicher Biografien: In Surinam, der ehemaligen niederländischen Kolonie in Südamerika, mischen sich Sprachen und Religionen, Hautfarben und Ethnien.
In Paramaribo leben die Frauen der Familie Vanta, drei Generationen, von der sterbenskranken Oma Bee bis zu Enkelin Imker, die sie liebevoll betreut, von Mutter Louise, die vier Kinder alleine großzieht, bis zu ihrer Tochter Heli, die wegen einer verbotenen Affäre in die Niederlande geschickt wird. Sie alle sind auf der Suche nach Zugehörigkeit, sie alle träumen von einem besseren Leben. „Gebrochen-Weiß“ ist ein vielstimmiger Chor weiblicher Erzählungen, es wird geflüstert und geschrien, geweint und gejubelt. Astrid H. Roemers Sprache geht unter die Haut, eindringlich erzählt sie von Liebe und Tod, Familie und Trennung, Heimat und Verlust.
„Gebrochen-Weiß“ (Residenz Verlag) wurde aus dem Niederländischen von Bettina Bach übersetzt.
Ilija Trojanow: Tausend und ein Morgen
Unter Piraten in der Karibik, mitten in der Russischen Revolution – Zeitreisen sind voller Überraschungen. Fest entschlossen betritt Cya die fremden Welten. Inspiriert von der friedlichen und selbstbestimmten Gesellschaft der Zukunft, in der sie lebt, reist sie von Zeit zu Ort und versucht, die Vergangenheit von ihren Fesseln zu befreien – mit unterschiedlichem Erfolg.
In »Tausend und ein Morgen« (S. Fischer Verlag) entwirft Ilija Trojanow ein leidenschaftliches Porträt seiner mutigen Heldin. Wie kein anderer Autor verbindet er erzählerische Virtuosität und kritisches Denken zu einem modernen Epos, das alle Grenzen überwindet, Raum und Zeit ausleuchtet und einen frischen Blick in die Zukunft wagt. Mit sinnlichen Bildern und überbordenden Geschichten erfindet Ilija Trojanow den utopischen Roman neu – ein Roman, der von der unerschöpflichen Kraft unseres Denkens erzählt.
Die Festivaleröffnung
Mit einer Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Krefeld, Frank Meyer und Generalkonsulin Hanna Tijmes vom Generalkonsulat des Königreichs der Niederlande in Düsseldorf.
Die Autor:innen
Astrid H. Roemer
geboren 1947 in Paramaribo (Suriname), einer ehemaligen niederländischen Kolonie in Südamerika. Sie hat Theaterstücke, Lyrik sowie zahlreiche Romane publiziert, in denen sie Fragen der Heimat, Familie, Identität und postkolonialen Politik verhandelt. 2016 hat sie den renommierten P.C.-Hooft-Preis für ihr Gesamtwerk erhalten, 2021 als erste POC den Prijs der Nederlandse Letteren 2021, den wichtigsten Literaturpreis für Autor*innen niederländischer Sprache. Im Residenz Verlag erschien 2022 „Gebrochen-Weiß“, das auf Platz 1 der Litprom-Weltempfänger Bestenliste stand und „Vom Wahnsinn einer Frau“ (2024).
Ilija Trojanow
geboren 1965 in Sofia, floh mit seiner Familie 1971 über Jugoslawien und Italien nach Deutschland, wo sie politisches Asyl erhielt. 1972 zog die Familie weiter nach Kenia. Unterbrochen von einem vierjährigen Deutschlandaufenthalt lebte Ilija Trojanow bis 1984 in Nairobi. Danach folgte ein Aufenthalt in Paris. Von 1984 bis 1989 studierte Trojanow Rechtswissenschaften und Ethnologie in München. Dort gründete er den Kyrill & Method Verlag und den Marino Verlag. 1998 zog Trojanow nach Mumbai, 2003 nach Kapstadt, heute lebt er, wenn er nicht reist, in Wien. Seine bekannten Romane wie z.B. ›Der Weltensammler‹ und ›Macht und Widerstand‹ sowie seine Reisereportagen wie ›An den inneren Ufern Indiens‹ sind gefeierte Bestseller und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Veranstaltet von
Niederrheinisches Literaturhaus und Mediothek Krefeld
Eintritt
Einzelkarte: 10 Euro, 5 Euro ermäßigt
Festivalkarte: 35 Euro, 20 Euro ermäßigt zzgl. 1 Euro je Veranstaltung
Ticketkauf
Foto/Fotos: © Raul Neijhorst (Roemer), Thomas Dorn (Trojanow)