Obwohl der Literarische Sommer / Literaire Zomer bereits seit über zwanzig Jahren stattfindet, war die 23. Ausgabe in Krefeld voller Premieren.
Bei der Lesung mit dem niederländischen Autor Toine Heijmans war das Festival zum ersten Mal auf dem Außengelände im Alten Stadtbad zu Gast, das der Verein freischwimmer zu einem Ort des städtischen Miteinanders verwandelt. Heijmans sprach mit Moderator Thomas Hoeps vor fast 70 Gästen über seinen Roman „Pristina“, in dem ein Ermittler den Auftrag erhält, eine Frau ohne niederländischen Pass zu überzeugen, in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Besonders machte die Veranstaltung auch die wunderbare Lesestimme der Mönchengladbacher Übersetzerin Ruth Löbner, die den Roman ins Deutsche übertragen hat.
Im Außenbereich des Café Paris in der Mediothek stellte Heinrich Steinfest nicht nur seine „Amsterdamer Novelle“ vor, in dem der Kölner Roy Paulsen dem Rätsel eines Fotos auf den Grund geht, das ihn beim Radeln durch die niederländische Stadt zeigt, obwohl er noch nie dort war – ein Buch wie gemacht für ein deutsch-niederländisches Literatur-Festival. Zum Abschluss ermöglichte er dem Krefelder Publikum auch noch eine exklusive Hörprobe: Einige Wochen vor der offiziellen Premiere las Steinfest eine Passage aus seinem neuen Roman „Der betrunkene Berg“, die alle in ihren Bann zog.
Die Lesung in der Fabrik Heeder, die wetterbedingt auf der Studiobühne II stattfand, war wiederum eine Deutschlandpremiere, denn Marijke Schermer trat zum ersten Mal diesseits der Landesgrenze auf. In ihrem Roman „Sozusagen Liebe“ über ein Paar, das sich nach 25 Jahren Beziehung getrennt hat, fanden sich einige Zuhörer:innen so sehr reflektiert, dass ein angeregtes Gespräch entstand. Ermöglicht wurde der Austausch durch den Übersetzer Frans Hellegers und die Moderatorin Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW, die auch die deutschen Textstellen las.
In der vierten und abschließenden Lesung ging es in guter Krefelder Manier um ein Debüt. Vor dem Bootsverleih im Stadtwald sprach Anna Yeliz Schentke mit Moderatorin Marlene Jäger über ihren Roman „Kangal“. Das Buch, das mit der Ausreise der Aktivistin Dilek aus der Türkei nach Deutschland beginnt, weist auf die Gefahren für die Opposition in der Türkei hin und ermöglicht einen Einblick in die türkisch-deutsche Community, ohne sich auf eine Seite zu schlagen. Zur Veranstaltung brachte die Autorin auch ihren Hund mit; dieser war allerdings kein Hirtenhund vom Typ Kangal, sondern ein Dackel.
Über 200 Gäste, ausverkaufte Veranstaltungen, leer gekaufte Büchertische und zahlreiche signierte Buchexemplare: Der Literarische Sommer in Krefeld wird dem NLH, der Mediothek und hoffentlich auch dem Publikum in guter Erinnerung bleiben.