Sachbuch von Rita Mielke
Wer war Anton Wilhelm Amo? Zu welcher indigenen Gruppe gehörte Joachim Quäck? Nach der Lektüre von Rita Mielkes „Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen“ sind solche Fragen ein Klacks. Die Korschenbroicher Autorin, Journalistin und Literaturwissenschaftlerin betrachtet in ihrem Buch Menschheitsgeschichte als Geschichte der Sprach- und Sprecher:innenbegegnungen. Denn funktionierende Kommunikation sei keinesfalls so selbstredend und selbstverständlich, wie Geschichtsbücher das häufig darstellten, indem sie Missverständnisse und Probleme einfach unterschlügen.
In 42 unterhaltsamen Geschichten folgt Mielke den Reiserouten der Sprachen und Sprecher:innen um den Globus, die durch Illustrationen und Karten, gestaltet von der Berliner Illustratorin Hanna Zeckau, noch lebendiger werden. Dazu gibt es Angaben, wo die jeweiligen Sprachen gesprochen werden, wie viele Muttersprachler:innen es heute noch gibt, welche Worte ins Deutsche und aus dem Deutschen übernommen wurden.
Bei aller Unterhaltsamkeit lässt Mielke auch düstere Kapitel der Sprachwanderungen nicht aus und merkt kritisch an, wie Sklaverei, Verschleppung und Exotifizierung sich auf Sprecher:innen und ihre Sprachen auswirkten. Ein kluges, charmantes und fesselndes Buch, das die Vielfalt der Sprachen der Welt feiert, ohne die Kämpfe um diese Vielfalt zu ignorieren. Denn auch diese ist keinesfalls selbstredend und selbstverständlich.
Rita Mielke: Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen. Duden 2021, Berlin.