Cover Olf Richter Biografie Fritz Huhnen

„Kunst, die nicht vergeht …“ - Fritz Huhnen

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Biografie von Olaf Richter

Wir wollen unbedingt & gerne eine Ausnahme machen. Eigentlich stellen wir hier ja ausschließlich literarische Werke vor. In diesem Fall geht es allerdings um ein sehr lesenswertes Buch über einen Krefelder Schriftsteller. Na ja, eigentlich eher über ein künstlerisches Multitalent, dessen Leistungen in überwiegend den visuellen Künsten zu würdigen wären, wenn es nicht zu dumm wäre, sein spartenübergreifendes Gesamtwerk so auseinanderzupflücken.

Es handelt sich um die von Olaf Richter geschriebene Biografie des hoch begabten Malers, Zeichners und ebenso ironischen wie pointiert schreibenden Zeitchronisten Fritz Huhnen. Alles jünger als Jahrgang 1970 wird ihn vermutlich kaum mehr kennen, und doch zählte er jahrzehntelang zu den prägenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens dieser Stadt und er ist einfach zu interessant, um zuzulassen, dass er vergessen wird. Dazu ist dieses Buch noch mehr als eine Biografie geworden: Es ist zugleich nämlich auch eines über die Krefelder Theatergeschichte, denn Huhnen war von 1923 - 1967 einer der maßgeblichen Bühnenbildner seiner Heimatstadt. Und nicht zuletzt haben wir es mit einem anregenden (Bilder-)Buch über das Leben in Krefeld zwischen 1890 und 1980 zu tun.

Mit anderen Worten: Dem Krefelder Stadtarchivar Olaf Richter ist mit „Kunst, die nicht vergeht …“ ein wirklich starkes Buch gelungen. Gleichermaßen seriös wie flüssig geschrieben und erstaunlich reich illustriert, stellt es Fritz Huhnen in all seinen Facetten vor: Er war ein Maler, der vielleicht nicht den einen, unverwechselbaren Stil entwickelt hat, aber in der Zeit des Expressionismus bis zum Surrealismus die wichtigsten Strömungen tief aufgesogen und in eigene Werke von beeindruckender Qualität übersetzt hat. Glücklich schätzen kann sich so, wer ein solches Werk von Huhnen besitzt (umso mehr, als fast sein komplettes Werk aus jener Zeit in der Krefelder Bombennacht vom Juni 1943 verbrannt ist).

Huhnens Bildergeschichten erst für den „Generalanzeiger“, danach für die „Westdeutsche Zeitung“ haben das alltägliche Geschehen in Krefeld oft treffender als nur augenzwinkernd aufgespießt. Dass er sich als solcher Publizist in der NS-Zeit nur wenig zu Schulden kommen ließ und zudem später selbstkritisch genug darauf zurückgeschaut hat, auch das weiß Olaf Richter in kluger Abwägung überzeugend darzustellen. Ebenso, wie er mit einigem Vergnügen Fritz Huhnen als jemanden zeichnet, den man sich in unserer braven Stadt eigentlich nur bedingt vorstellen kann: als einen echten künstlerischen Bohemien, der das Leben zu feiern verstand.

Man hätte ihn doch gerne mal kennengelernt, diesen großgewachsenen klugen und humorvollen Mann, der seine letzten, oft von Krankheit geprägten Lebensjahre hoch oben im 8 Stock von Krefelds erstem Hochhaus an der Philadelphiastraße wohl mitunter recht einsam verbracht hat. Dieses Gefühl bei den Lesenden zu erwecken, ist Olaf Richter neben all dem anderen Guten auch noch gelungen.

(TH)

Olaf Richter: „Kunst, die nicht vergeht …“ – Der Krefelder Bühnenbildner, Maler und Schriftsteller Fritz Huhnen (1895-1981). 204 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Verlag Stefan Kronsbein, Krefeld 2024. 30 Euro.

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