Regelmäßig erreichen uns neue Bücher von Autorinnen und Autoren mit Niederrheinbezug. Nicht alle können wir auf unserem „Bord“ oder mit Lesungen vorstellen, wollen interessierten Leserinnen und Lesern die Neuerscheinungen aber nicht vorenthalten. In den letzten Monaten fanden folgende Bücher auf unseren Schreibtisch:
Irene Dors: In uns fließt ein wildes Wasser. Erzählung. Story.one-Publishing, 2024, 75 Seiten
Der Klappentext: Bei Vorzeigefamilie Schmolke herrscht nach außen Harmonie, aber jedes Familienmitglied hütet ein dunkles Geheimnis. Mutter Katrin hadert mit dem Älterwerden und betäubt ihre Angst mit Alkohol, während Tochter Jasmin vom Mobbingopfer zur Täterin wird. Als Jasmins Freund Maxi sich in Katrin verliebt und deren Mann Martin seine Affäre beendet, steuert die Familie auf eine Katastrophe zu. Aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, zeichnet diese Familiengeschichte das Bild vielschichtiger Figuren, die trotz ihrer Fehler und Abgründe Sympathien beim Leser wecken. Denn kein Mensch ist vollständig gut oder böse, und in uns allen fließt ein wildes Wasser.
Unsere kurze Einschätzung: eine Art „Kettengeschichte“, in der eine Figurenperspektive zur nächsten führt, mit etwas schablonenhaften Charakteren, aber in der knapp gehaltenen Skizzierung des Geschehens und mit jeweils einleitenden klugen Aphorismen, die die Handlung zum einen motivieren, zum anderen den Horizont darüber hinaus öffnen, eine gut und leicht zu lesende Geschichte mit Happy End.
Sascha Stöckl: Mit Hut um die Welt. Reisebericht. L100 Verlag, Kempen 2024, 324 Seiten
Der Klappentext (Ausschnitt): Sascha fühlt sich als ein Gefangener seiner Lebensumstände. Die Begegnung mit einem Geistlichen bedeutet für ihn den Anfang eines neuen Lebensweges. Dieser sagt zu ihm: „Gib dir selbst das feste Versprechen, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Du darfst rastlos sein, du darfst dürsten, doch müssen deine Ziele dich auch erfüllen. Bleibe stets auf der Suche und schwinge dich von Ziel zu Ziel.“ „Der Mann mit dem Hut“ macht sich auf den Weg. Er lernt dabei nicht nur viele fremde Länder, wunderschöne Landschaften und faszinierende Städte kennen. Vor allem die zahlreichen Begegnungen mit interessanten Menschen helfen ihm dabei, auch sich selbst besser kennen zu lernen.
Unsere kurze Einschätzung: Normalerweise können wir keine Reiseliteratur vorstellen, aber dem „Mann mit dem Hut“ ist ein schönes Buch gelungen, mit dem er uns in einer lebendigen, natur-und menschenfreundlichen Sprache auf seine auch spirituelle Fahrradreise von Barcelona über Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei bis in den Iran mitnimmt. Das ist uns eine Ausnahme von der Regel wert.
Franz-Josef Schulte: Schweben im Moor der Erinnerungen. 28 Tage Ostsee. Self Publishing, 2024. 184 Seiten
Der Klappentext: In der Stille der Pandemie entfalten sich entlang der menschenleeren Ostseestrände bewegende Geschichten. Franz, Gast einer Kurklinik im abgelegenen Bad Doberan, findet in den heißen Moorbädern nicht nur Erholung für seinen schmerzenden Rücken, sondern auch eine unerwartete Reise in die Tiefen seiner Vergangenheit. Mit der Ankunft von Lothar, einem lebensfrohen Musiker aus Ostberlin, werden die stillen Speisesaalabende zu lebendigen Erzählbühnen. Gemeinsam entdecken sie nicht nur die Verbindungen zwischen ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten, sondern auch die Kraft der Freundschaft und des Erzählens.
Unsere kurze Einschätzung: Ein Roman, wie auf dem Umschlag angekündigt, ist es eher nicht, und ob es, wie auf der Rückseite erwähnt, Essays sind? In jedem Fall sind es aber Reiseimpressionen von der Ostsee und aus dem Rehaleben, angereichert mit zeitgeschichtlichem und ortsspezifischem Wissen, anekdotischen Erzählungen des Ich-Erzählers und seiner REHA-Kombattanten aus der deutsch-deutschen Geschichte sowie Erinnerungen an eine niederrheinische Jugend. Zusammengehalten wird das alles durch die Person des in Berlin lebenden Autors, der nicht nur in seiner Heimatstadt Krefeld seit Jahrzehnten als Möbeldesigner bekannt ist.