Levin Westermann: Zugunruhe
Der Niederrheinische Literaturpreisträger liest aus seinem Debütroman
Am 3. November 2024 hat der in Meerbusch geborene Schriftsteller Levin Westermann nach einstimmiger Juryentscheidung den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld erhalten. Jetzt stellen wir ihn und seinen vorrangig ausgezeichneten Debütroman „Zugunruhe“ auf einer Lesereise durch den Niederrhein vor. Am 5. Dezember liest er in Kleve.
Moderiert wird der Abend vom Vorsitzenden der Jury des Niederrheinischen Literaturpreises, Henning Heske. Er wird mit Levin Westermann ein Gespräch über einen Roman führen, der wie wenige andere mit radikaler Dringlichkeit vom zerstörerischen Umgang des Menschen mit der Natur erzählt und dagegen aufbegehrt.
„Ich meine, dieser Typ hat den Vögeln die Hoffnung genommen. Das war sein ganzes Experiment. (…) Und warum? Um Gott zu spielen! Um den gesamten beschissenen Himmel zu löschen und dann zu notieren, dass ein einziger Vogel, r58, trotz allem noch zwölfmal versucht hat, Richtung Süden zu fliegen, Richtung Süden zu fliehen. Alle anderen Vögel hatten da längst aufgegeben. Nur r58 nicht. Nur r58 versuchte weiterhin, dem Albtraum zu entkommen. Dieser Vogel war ein gottverdammter Held. Fuck. Fuck, fuck, fuck!“
Zugunruhe, das ist die Rastlosigkeit von Vögeln im Vorfeld ihrer Migration, die nächtliche Sehnsucht, das Gefühl, dem Lockruf der Ferne kaum noch widerstehen zu können – was im Umkehrschluss heißt: Nichts hält mehr an diesem Ort, der zusehends unwirtlich wird. Und unwirtlich, geradezu verloren erscheint dem Protagonisten in Levin Westermanns Debütroman die Welt – und was die Menschen in ihrem Fortschrittssturm daraus gemacht haben. Flankiert von Katastrophenmeldungen, von Berichten über Pandemie und Klimakrise, von Weltraumkolonialisierungsträumen, streift er durch Landschaften der Schweiz und Deutschlands, vorbei an Raketenstationen und misstrauischen Blicken, und protokolliert die ungezügelte Zerstörungswut der Menschen, einer Spezies außer Rand und Band, die vergessen hat, dass sie nicht allein ist auf diesem Planeten, dass sie umgeben ist von Leben, und die allen Warnungen zum Trotz nicht aufhört, jenen Sturm noch weiter anzufachen.
Eine ausführliche Besprechung des Romans finden Sie auf unserer Webseite hier, weitere Informationen zur Verleihung des Niederrheinischen Literaturpreises hier.
Veranstaltet von
Buchhandlung Hintzen in Kooperation mit dem Niederrheinischen Literaturhaus
Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW
Foto: © Bettina Wohlfender