

Mit unserer Reihe die Unabhängigen gehen wir auf Expedition. Und Ihr bestimmt mit, wohin die Reise geht.
Ihre Bücher liegen in guten Buchhandlungen gleich vorne auf dem Tisch. Denn es sind gerade die unabhängigen Verlage, die immer wieder für großartige literarische Entdeckungen sorgen – mit Mut, Leidenschaft und einem Quantum Verrücktheit. Auch in diesem Jahr stellen wir Euch drei Verlage vor und Ihr entscheidet, welcher davon in Krefeld zu Gast sein wird.
Was geschieht genau?
Der Abend bietet einen vielfältigen Talk mit der Verlagsleitung über Ideen, Motive und das Programm. Dazu wählt der Verlag zwei Autor:innen oder Übersetzer:innen aus, die aus ihren aktuellen literarischen Büchern vorlesen. Und wie immer seid Ihr eingeladen, mit allen ins Gespräch zu kommen. Entspannt in einer der schönsten Bars in Krefeld, dem Gloriette.
Unter dem Abstimmungsfeld stellen wir Euch die drei Verlage (samt Gästen) vor, aus denen Ihr bis zum 17. August auswählen könnt.
Stimmt hier über den Verlag für unseren Verlagsabend am 25. November ab (vom 2. Mai bis 17. August 2025):
Und hier die drei Verlage, die zur Wahl stehen:
Kanon Verlag

Kanon wurde 2020 vom ehemaligen Aufbau- und Ullstein-Verleger Gunnar Cynybulk sowie einem Kreis erfahrener Literaturenthusiast:innen gegründet. »Kanon« stammt aus der Sprache der Baumeister und meint das richtige Maß, die sinnvolle Bemessung. Doch welches Maß ist noch richtig geeicht in einer flüssigen Zeit? Jedenfalls nicht das der Konsumgesellschaft, des Literaturpatriarchats oder des opportunen Diskurses. Die Autor:innen sind der Verlag: Wer ernsthaft schreibt, will komplexe, verstörende Zeitströmungen mit den Mitteln der Kunst begreifen. Im Programm finden sich daher Erzähler:innen, die unter den Mainstream und nach anderen Gründen tauchen.
Dafür gab es in kurzer Zeit eine Nominierung für den Berliner Verlagspreis und 2023 den Deutschen Verlagspreis.
Mehr hier: Kanon Verlag
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Unsere Gäste:

Gunnar Cynybulk, *1970 in Jena, war von 2014 bis 2017 Verleger des Aufbau Verlags und von 2017 bis 2019 der Ullstein Buchverlage. Seit 25 Jahren arbeitet er in der Branche und hat sein Handwerk u. a. bei Rowohlt und dem New Yorker Verlag Farrar, Straus & Giroux gelernt. Sein Roman Das halbe Haus (DuMont 2014) wurde mit dem Debütpreis der lit.Cologne ausgezeichnet. Als Verleger entdeckte und begleitete er u.a. Autorinnen wie Louise Erdrich, Bov Bjerg oder die Nobelpreisträgerin Han Kang, die er zu Aufbau holte. 2020 gründete er den Kanon Verlag.

Christine Koschmieder, *1972 in Heidelberg, studierte Theaterwissenschaft, gründete in Leipzig die Literaturagentur Partner + Propaganda und arbeitet als Fundraiserin. Ihr Debüt „Schweinesystem“ war 2014 für den Aspekte Literaturpreis nominiert. Nach ihrem autofiktionalen Roman „DRY“ über ihr Leben als hochfunktionale Alkoholikerin, Mutter und Witwe veröffentlichte sie 2023 das erzählende Sachbuch „Schambereich. Über Sex sprechen“.
Sie würde aus ihrem neuen Roman Frühjahrskollektion lesen, in dem 1964 eine erfolgreiches, scheinbar musterhaftes Ehepaar aus der Modebranche von seiner früheren Geschäften im besetzten Polen eingeholt wird, und die modelnde Tochter mehr über die Vergangenheit deutscher Konfektionshäuser lernen muss, als ihr lieb ist.
Mehr zum Roman

Domenico Müllensiefen, *1987 in Magdeburg. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auf einem Bauernhof in der Altmark. Mit 16 lernte er bei der Telekom und arbeitete als Techniker in Leipzig. Ab 2011 studierte er am Deutschen Literaturinstitut. Nach vielen Jahren als Bauleiter ist er seit kurzem freiberuflicher Schriftsteller in Leipzig. Für seinen Debütroman »Aus unseren Feuern« wurde er 2023 mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis sowie dem Klopstock-Förderpreis ausgezeichnet.
Er würde aus Schnall dich an, es geht los lesen: einem „großen Roman über die vermeintlich kleinen Leute, einer Hymne auf den abgeschriebenen Teil unseres Landes, einem »Trainspotting« für Ostdeutschland, einem Weckruf: Hallo, guten Morgen Deutschland!“
Mehr: zum Roman
Edition Nautilus

Die Edition Nautilus ist ein vor über 50 Jahren gegründeter, heute kollektiv geführter Buchverlag in Hamburg mit literarischem und politischem Programm. Neben seiner Reihe „Nautilus Flugschriften“, in der sich Diskursmunition, Analysen und Interventionen zu aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatten finden, wird welthaltige, politische und poetische Literatur veröffentlicht – seien es deutschsprachige Debütromane oder Übersetzungen aus dem Französischen, Englischen oder weiteren Sprachen. In der Kriminalliteratur wird die Tradition des politischen Noir gepflegt.
Dafür gab es bislang u. a. den Kurt-Wolff-Preis, den K.-H. Zillmer-Verlegerpreis, 2 x den Hamburger Verlagspreis und 3 x den Deutschen Verlagspreis.
Mehr hier: Edition Nautilus
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Unsere Gäste:

Katharina Picandet, *1974 in Hannover, frühkindliche Bildung im antiautoritären Kinderladen, viel später Studium der Deutschen Sprache und Literatur, Geschichte und Philosophie in Hamburg und Bordeaux. Seit 1996 Mitarbeit bei Edition Nautilus, zunächst als Vertriebsassistenz, dann als Pressefrau, seit 2003 im Lektorat, später übernahm sie noch den Bereich Rechte & Lizenzen. 2018 gab sie den Band 1968 – Bilder einer Utopie. Ein Album heraus. Ein seltener Fall von früher Betriebstreue und kurzem C.V. – aber wenn halt alles genau passt und man früh zu seinem Glück findet?

Magdalena Saiger, *1985, studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Madrid und lebt heute in Hamburg. Mit dem Manuskript zu ihrem Debütroman Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes (2023) war sie Preisträgerin des Hamburger Literaturpreises 2020. Der Roman war 2023 nominiert für den Franz-Tumler-Literaturpreis, den Droste-Preis sowie den Bloggerpreis »Das Debüt«. 2024 wurde Magdalena Saiger für ein unveröffentlichtes Romanmanuskript erneut mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet.
Sie würde aus ihrem neuen, bereits jetzt hochgelobten Buch Am Wasser das Haus lesen, einem poetischen Porträt der Liebermann-Villa am Wannsee.
Mehr: zum Buch

Robert Brack, *1959, lebt als Autor und Übersetzer in Hamburg. In der Edition Nautilus hat er bereits elf Kriminalromane veröffentlicht, zuletzt 2023 „Schwarzer Oktober“. Er ist Träger des Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft und des Deutschen Krimipreises. Unlängst entdeckte und übersetzte er den US-amerikanischen Krimiautor Jake Lamar, der für Das schwarze Chamäleon mit dem Deutschen Krimipreis 2024 (1. Platz International) ausgezeichnet wurde.
Robert Brack würde aus seiner im Herbst erscheinenden Übersetzung von Lamars jüngstem Gangster-Jazzroman Viper’s Dream lesen, prämiert mit dem CWA Dagger Award 2024.
Mehr: zum 1. Lamar-Roman
Voland & Quist

Gegründet wurde Voland & Quist 2004 in Dresden von Leif Greinus und Sebastian Wolter als Zwei-Mann-Projekt, als Verlag mit ostdeutschen Wurzeln europäischer Identität und Weltoffenheit, zu Beginn noch mit starkem Fokus auf Autor:innen aus der Spoken-Word- und Lesebühnenszene. Seitdem hat V & Q sein literarisches Profil geschärft, sich weiterentwickelt und das Team hat sich verfünffacht. V & Q steht für mutige, emanzipierte, frische Literatur, für Komik und Lyrik, für besondere illustrierte Kinder‑, Jugend- und Erwachsenenbücher (Graphic Novels).
Dafür gab es bislang u. a. den Kurt Wolff-Förderpreis, den K.-H. Zillmer-Verlegerpreis und 4x den Deutschen Verlagspreis.
Mehr hier: Voland & Quist
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Unsere Gäste:

Helge Pfannenschmidt, *1974, lebt in Dresden. Dort gründete er nach einigen Stationen im Literaturbetrieb 2005 den Verlag edition AZUR, der inzwischen als VQ AZUR bei Voland & Quist beheimatet ist. Er ist weiterhin als Herausgeber und Lektor der Reihe verantwortlich, daneben organisiert er seit 2011 das Literaturfestival Literatur JETZT! in Dresden. Zudem Arbeit als freischaffender Lektor und in verschiedenen Jury- und Beratertätigkeiten.

Simone Scharbert, *1974 in Aichach, hat Politikwissenschaft, Philosophie und Literatur in München, Augsburg und Wien studiert, anschließend in Politikwissenschaft promoviert. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin und Dozentin in Erftstadt. 2017 erschien ihr Lyrikdebüt „Erzähl mir vom Atmen“, 2019 folgte ihr Romandebüt „du, alice“ und 2022 „Rosa in Grau. Eine Heimsuchung“.
Sie würde aus ihrem neuen Prosaband Für Anna. Eine Belichtung lesen, mit dem sie ihr Projekt des Sichtbarmachens weiblicher Biografien weiterführt. Das Buch erzählt, wie die 1799 geborene, als eine der ersten Fotografinnen geltende Engländerin Anna Atkins ihre fotografische und wissenschaftliche Arbeit gegen viele Widerstände vorantrieb, im Gepäck all die Verluste ihres Lebens, Fragen der Erinnerung und der richtigen Belichtung.
Mehr zum Buch

Florentin Schumacher, geboren in Pforzheim, hat Psychologie, Politikwissenschaft und VWL studiert und die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht. Er ist Autor der ZEIT und für seine Kolumnen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit dem Alexander-Rhomberg-Preis für Sprachkultur ausgezeichnet worden.
Er würde aus seinem Debütroman Anschlussfehler vorlesen, der vom Umgang mit einem „Kaumvater“ erzählt, der durch seinen plötzlichen Tod in den Mittelpunkt rückt. Es geht um Verlust, Trauer und dem Versuch, sich davor zu schützen. Und um die Zumutungen des Erwachsenwerdens: um Mischkonsum, glänzende T‑Zonen und Pärchenausflüge in die Notaufnahme.
Mehr zum Roman
Fotonachweise: Charlotte Gutberlet (Brack), Kat Kaufmann (Cynybulk), Grit Hartung (Koschmieder), Susanne Schleyer (Müllensiefen), Sascha Kokot (Pfannenschmidt), Ulrike Schacht (Picandet), Philipp Schmidt (Saiger), Jo Hemberger (Scharbert), Patricia Kuehfuss (Schumacher)